Was macht ein Sport- und Musikfotograf, wenn es weder Sport- noch Musikveranstaltungen gibt? Nunja, entweder er langweilt sich und geht seiner Umwelt ganz fürchterlich auf die Nerven. Oder er entdeckt neue fotografische Gefilde und wagt den berüchtigten Blick über den Tellerrand – um diese etwas überstrapazierte Redewendung mal wieder zu bemühen.
Ein erster Versuch
Ich habe mich für die zweite Variante entschieden und wollte einmal die Panoramafunktion von Lightroom ausprobieren. Dazu geht man folgendermaßen vor (Kurzversion):
- Suche Dir einen Ort mit einem spektakulären Panorama.
- Montiere die Kamera auf ein Stativ und richte es gerade (!) aus. Eine eingebaute Wasserwaage ist dabei Gold wert.
- Stelle die Kamera auf den manuellen Modus und das Objektiv auf manuelle Fokussierung ein.
- Wähle eine Blende-Zeit-Kombination, die über die gesamte Panoramabreite eine vernünftige Belichtung verspricht. Eine kleine Blende mit entsprechender Schärfentiefe bringt die beeindruckensten Ergebnisse. Da die Kamera auf einem Stativ steht, braucht Ihr keine Angst vor einer langen Belichtungszeit zu haben. Diese Einstellungen lasst Ihr während der Serie unverändert (wichtig!).
- Nun fotografiert Ihr das Panorama von einer Seite zu anderen ab, indem Ihr bei jedem Bild die Kamera ein Stückchen weiter schwenkt. Empfehlenswert ist dabei eine Überschneidung der einzelnen Bildbereiche von ca. 30 Prozent. Arbeitet Ihr mit einer längeren Belichtungszeit, ist ein Fernauslöser oder die Aktivierung des Selbstauslösers zweckmäßig.
- Das war’s schon vor Ort. Zuhause ladet Ihr die Bilder dann in Lightroom. (Es gibt auch jede Menge anderer Software, mit der Ihr ebenfalls zusammengesetzte Panoramen erstellen könnt. Falls Ihr eine Empfehlung hierzu habt, dürft Ihr gerne in den Kommentaren etwas dazu schreiben.)
Lightroom ist mittlerweile so clever, dass das Zusammenfügen ganz automatisch und mit exzellenten Ergebnissen funktioniert. Du brauchst lediglich die zusammengehörigen Bilder markieren und Foto > Fotozusammenfügung > Panorama auswählen. - Dann warten. Je nach Größe und Anzahl der Bilder beziehungsweise Rechenpower Euers Computer kann es schon ein wenig dauern.
Das war das Procedere in Kurzform. Etwas ausführlicher wird das Ganze beispielsweise hier und hier beschrieben.
Nicht schlecht, geht aber besser
Man kann daraus natürlich auch eine Doktorarbeit machen, da ich es aber einfach einmal ausprobieren wollte, wählte ich die Quick-And-Dirty-Variante. Dafür bin ich mit dem Ergebnis durchaus zufrieden.
Ursprünglich wollte ich eine Panoramaaufnahme vom Braunkohletagebau Garzweiler machen. Dort gibt es einen netten Aussichtspunkt mit einem tollen Rundumblick. Leider war dieser aus Corona-Gründen für Besucher gesperrt. Schade, aber Tagebaue gibt’s hier ja mehrere. Also auf nach zum Indemann, der allerdings – Ihr ahnt es bereits – ebenfalls weiträumig abgesperrt war. Langsam wurde es nervig, zumal es auch irgendwie immer später wurde und die Sonne sich unentwegt Richtung Horizont bewegte. Also Google Maps befragt und nach einem alternativen Spot gesucht. Glücklicherweise habe ich dann tatsächlich auch noch einen gefunden, von dem ich einen guten Blick in den Tagebau hatte und trotzdem nicht die magische Grenze des Betriebsgeländes übertreten musste. Hier war zwar nicht so viel Betrieb in der Grube wie erhofft, aber zum Ausprobieren war das erstmal nicht so wichtig.
So habe ich also den Rest des Abends damit verbracht, bei verschiedenen Lichtsituationen das Panorama – für meine Verhältnisse – sorgfältig mehrmals abzufotografieren. Das Ganze mit verschiedenen Brennweiten, im Hoch- und Querformat.
Das Bild, das Ihr hier oben seht ist aus insgesamt neun Aufnahmen (70mm, hochkant) entstanden. Das ist schon ziemlich happich, muss ich zugeben. Aber ich wollte einfach mal sehen, was so geht….
In voller Auflösung hat das Bild rund 245 MP und als leicht komprimiertes JPG eine Größe von 117 mb. Das ist in der Tat ein ganz schöner Klopper, aber die Qualität ist schon krass. Falls jemand Interesse hat, kann ich auch gerne das Bild in voller Auflösung als Download zur Verfügung stellen.
Irgendwie cool
Was ist mein Fazit aus diesem ersten zarten Panorama-Versuch? Es macht definitiv Spaß, wenn man die nötige Muße dafür hat. Auch wenn angesichts der Ergebnisse durchaus noch jede Menge Luft nach oben ist, sowohl was die Motivwahl als auch die technische Ausführung angeht, bin ich schonmal irgendwie angefixt.
Habt Ihr schon einmal Panoramaaufnahmen fotografiert und am Computer zusammengesetzt, egal ob mit Lightroom oder einer anderen Software? Dann schreibt mir doch mal Eure Erfahrungen und Tipps in die Kommentare. Und natürlich will ich Bilder sehen… 🙂
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