Erja Lyytinen
Wie viele Menschen habe ich ein echtes Problem damit, mir Namen zu merken. Vor allem, wenn es finnische Namen sind. Aber diesen werde ich auf jeden Fall im Gedächtnis behalten: Erja Lyytinen. Denn die Show, die diese Powerfrau gestern in der Bonner Harmonie abgeliefert hat, war schon etwas sehr Besonderes.
Die finnische Musikerin, die neben ihrer kraftvollen Stimme vor allem für ihr virtuoses Gitarrenspiel bekannt ist, spielte ein mitreißendes Blues-Set, das durch Rock-, Pop- und Country-Elemente garniert wurde. Um ehrlich zu sein, war mir der Name Lyytinen bisher nicht besonders aufgefallen. Als ich mich in der Vorbereitung auf das Konzert durch ein paar ihrer bisherigen Alben durchhörte, lief mein erstes Urteil auf ein „ganz nett“ hinaus, und ich erwartete ein eher gemütliches Konzert mit zwar handwerklich gut gemachter, aber mich persönlich nicht besonders mitreißender Musik. Was für eine Fehleinschätzung!
Denn von der ersten Sekunde an rockte Erja Lyytinen die Bühne und zog das Publikum mit ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz in ihren Bann. „Ich habe den besten Job der Welt, denn ich kann den ganzen Tag Gitarre spielen. Und das sogar richtig laut!“, ließ sie das Publikum wissen. Dabei brauchte sie das wirklich nicht extra zu betonen, denn ihre mitreißende Begeisterung für die Musik war unübersehbar. Ihre diversen Gitarren beherrschte sie dabei perfekt und bewies in eindrucksvoller Art und Weise, dass sie den Titel „Queen Of Slide Guitar“ völlig zu Recht trägt.
Erja Lyytinen ist eine Musikerin, die man meiner Meinung nach unbedingt live erleben muss. Es ist eine wahre Freude, ihr beim Spielen nicht zu zuzuhören, sondern auch zuzusehen. Ihre fröhliche Art sowie ihr sympathischer Umgang mit dem Publikum tut sein Übriges dazu, ein Konzert zu einem besonderen Erlebnis werden zu lassen. Laut Ankündigung ist sie im Herbst wieder in Bonn zu sehen. Wenn Ihr auch nur entfernt etwas mit dieser Art gitarrenlastiger Blues/Rock-Musik anfangen könnt, solltet Ihr Euch das nicht entgehen lassen.
Ina Forsman
Mit im Gepäck war ihre Landsfrau Ina Forsman, die den ersten Teil des Abends bestritt und dabei von Lyytinens Band begleitet wurde. Bei der stimmgewaltigen Sängerin ging es erwartungsgemäß wesentlich ruhiger zu, schließlich fühlt sie sich eher im Soul- und Jazzbereich Zuhause.
Nichtsdestotrotz wusste sie das Publikum zu begeistern und bot ein abwechslungsreiches Set, das ihre gesanglichen Qualitäten und charakteristische Stimme perfekt zur Geltung brachte.
Mich persönlich konnte Forsman allerdings nicht so recht begeistern, was aber eindeutig an der Art von Musik liegt und nicht an ihrem musikalischen Können. Soul und Jazz sind „nicht so meins“, wie man so schön sagt. Daher erlaube ich mir an dieser Stelle auch kein detailliertes Urteil über Forsmans Auftritt. Das Publikum gab jedoch durch seinen langanhaltenden Applaus ein eindeutig positives Votum ab, und ich konnte in der Umbaupause viele begeisterte Kommentare über den Auftritt der hierzulande noch ziemlich unbekannten Künstlerin aufschnappen.
Alles in Allem boten die beiden finnischen Künstlerinnen also ein gelungenes Gesamtpaket und die 25,- Euro pro Ticket waren sicherlich gut investiert. Insgesamt ist es immer wieder erstaunlich, für wie wenig Geld man hier in der Region professionelle, handgemachte Musik erleben kann. Darum auch an dieser Stelle wieder einmal mein Appell: Haltet die Augen auf, was in Eurer Region an „kleinen“ Konzerten abgeht. Es lohnt sich immer wieder, sich auch eher unbekannte Künstler anzuschauen, denn man kann dabei regelmäßig äußerst positive Überraschungen erleben.
Nachtrag: Wer noch mehr über das Konzert in der Harmonie lesen möchte, sollte unbedingt einmal bei John Hurd auf 3 Songs Bonn vorbeischauen.
1. März 2018 Author Currently on European tour! - Erja Lyytinen
[…] the review (in German/Auf […]
3. März 2018 Author Steffen Nitzsche
Einer ganz feine Serie vom Konzert. Bea, Momente und Schnitt astrein. Erja Lyytinen ist echt Klasse und auch besser als Ina Forsman, die noch bissl lernen muss.
3. März 2018 Author Stefan
Hallo Steffen,
freut mich, dass Dir die Fotos gefallen. Wie ich oben geschrieben habe, hat mir Erja auch besser gefallen, was aber auch generell am Musikstil liegen kann. Gesanglich ist Ina Forsman – soweit ich es beurteilen kann – aber auch top, und sie hat für ihr Alter schon eine Menge erreicht.